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Eine der grossen Herausforderungen der Alpwirtschaft ist der Mangel an qualifiziertem und treuem Alppersonal. Eine Umfrage zeigt: Einerseits besteht die Schwierigkeit, das Alpleben mit dem restlichen Arbeits- und Privatleben zu verbinden. Andererseits führen die Arbeits- und Anstellungsbedingungen dazu, dass das Personal den Alpen vermehrt den Rücken kehrt.

Auf den Schweizer Sömmerungsbetrieben fehlt qualifiziertes und langfristig wiederkehrendes Personal. Neben dem Klimawandel und der Wolfspräsenz gilt deshalb die Personalsituation als eine der drei grossen gegenwärtigen Herausforderungen der Alpwirtschaft.

Um die Gründe für oder gegen eine Rückkehr auf die Alp zu untersuchen, führte die BFH-HAFL (Berner Fachhochschule – Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften) zusammen mit dem Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband eine Online-Umfrage bei Alppersonal durch. Diese zeigt, dass zu Jahresbeginn nur 50 Prozent der bisherigen Alpangestellten planen, auch im Folgesommer wieder auf eine Alp zu gehen. 22 Prozent sind noch unentschlossen und 28 Prozent haben sich bereits gegen einen nächsten Alpsommer entschieden.

Das Alppersonal absolviert heute durchschnittlich 6,4 Alpsommer. Das sind 1,5 Saisons weniger als noch vor zehn Jahren. Die Hauptgründe, warum das Personal den Alpen vermehrt den Rücken zukehrt, liegen bei veränderten Lebenssituationen und der fehlenden Vereinbarkeit mit ihrer Arbeitssituation ausserhalb der Alpsaison.

Die niedrigen Löhne und langfristig unzureichenden Anstellungsbedingungen auf den Alpen unterstützen das Personal nicht dabei, diese alpexternen Hindernisse zu überwinden. Zudem sind Spannungen mit den Alpverantwortlichen oder im Alp-Team häufige Gründe, um keinen weiteren Alpsommer zu absolvieren.

Teilnehmende der Umfrage

GeschlechtAnzahlin %Ø AlterAnteil mit minderj. Kindern in %Ø Anz. AlpsommerØ Anz. AlpenAlprückkehr in %Alprückkehr in %Alprückkehr in %
JaNeinVielleicht
Männlich15943,443,327,77,83,252,823,923,3
Weiblich20455,736,914,25,33,047,631,920,6
Divers30,835,033,37,33,310000
Gesamt36610039,720,26,43,150,328,121,6

Quelle: BFH-HAFL 2025

Mehr als die Hälfte der Umfrage-Teilnehmenden sind Frauen. Die Älplerinnen absolvieren im Durchschnitt über 2,5 Alpsommer weniger als die Älpler (siehe Tabelle). Deshalb lohnt sich ein genauerer Blick auf die Situation von weiblichem Alppersonal.

Die Älplerinnen sind durchschnittlich 6,5 Jahre jünger und der Anteil von Frauen mit Kindern ist über 10 Prozent tiefer als derjenige von Männern. Zwar haben von beiden Geschlechtern rund ein Drittel der Teilnehmenden eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert; und zwei Drittel der Frauen hat an alpwirtschaftlichen Kursen teilgenommen (50 Prozent bei den Männern).

Allerdings verfügen 46 Prozent aller Älplerinnen über einen Hochschulabschluss, jedoch nur 26 Prozent der Männer. Die daraus resultierenden, alternativen ökonomischen Möglichkeiten dürften ein Mitgrund sein, weshalb mit 52 Prozent eine knappe Mehrheit der Älplerinnen den Alplohn als eher oder sehr niedrig einschätzt, im Gegensatz zu 43 Prozent bei den Männern.

Eine andere Erklärung dafür könnten reale Lohndifferenzen zwischen Frauen und Männern darstellen. Das konnte im Rahmen des Projektes nicht abschliessend geklärt werden, wäre aber aus einer gesamtgesellschaftlichen Optik plausibel.

Diese Faktoren können Hinweise auf die besonders grosse Herausforderung der Frauen bei der langfristigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit der Alpsaison sein.

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